Bernd und Hilla Becher
Susanne Lange, hat über das Werk von Bernd und Hilla Becher promoviert. In ihrer Monographie, die im Sommer 2005 im Schirmer/Mosel Verlag erschienen und leider vergriffen ist*, geht sie den biographischen und kunsthistorischen Aspekten des Becher’schen Œuvres nach. Wichtige historische Bezugspunkte sind dabei die Entwicklung der bildnerischen Darstellung von Industriebauten im 19. Jahrhundert sowie die Tradition der dokumentarischen Photographie und ihren spezifischen Ausprägungen bei Eugène Atget, Walker Evans, Albert Renger-Patzsch, August Sander und Karl Blossfeldt, die Bernd und Hilla Becher selbst als geistesverwandte Positionen hervorheben. Mit gleichem Interesse bezeugen sie ihren Respekt vor den frühen Industriephotographien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, denen sie methodisch Momente entlehnten und die sie gewissermaßen im Ausschlussverfahren als anschaulichen Vergleich für ihre eigene Arbeit heranzogen.
„Wir wollten“, so formulierte es Hilla Becher in einem Interview, „zu den Ursprüngen der Photographie selbst zurück, da sie ein sehr kostbares Mittel ist, die Realität darzustellen. Sie ist sogar ein Geschenk des Himmels.“ Als ein Solitär im Kontext der Gegenwartskunst behauptet sich das Werk von Bernd und Hilla Becher als Synthese aus Tradition, Avantgarde und Concept Art, in deren Zusammenhang es insbesondere in den 1970er und beginnenden 80er Jahren in zahlreichen Gruppenausstellungen und Rezensionen verankert wurde.
Detailliert und kenntnisreich zeichnet Susanne Lange den Werdegang der beiden Künstler auf, beschreibt die von ihnen ausgewählten Objekte und analysiert die für Bernd und Hilla Bechers Arbeitsmethode so charakteristische Entwicklung vom Einzelbild zum typologischen Tableau, das ein vergleichendes Sehen im großen Stil erst ermöglicht. Reiseaufzeichnungen von Hilla Becher, Interviews aus allen Schaffensphasen und das reiche Bildmaterial komplettieren diesen Band zur ersten umfassenden Monographie über Leben und Werk von Bernd und Hilla Becher, deren Verdienst nichts Geringeres ist als die Erfindung und Etablierung einer neuen Wahrnehmungsästhetik.
Dr. Susanne Lange war bis 1994 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main.
Von 1994 bis zu ihrem krankheitsbedingten Ausscheiden 2007 leitete sie die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur in Köln und baute sie zu einer Institution von internationalem Format aus. Bis 2006 war sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Photographie und Lehrbeauftragte im Fachbereich Kunstgeschichte der Universität zu Köln, zahlreiche Veröffentlichungen zur Photographie und zur zeitgenössischen Kunst.
Werkchronologie
Die Chronologie zu den Arbeitsetappen von Bernd und Hilla Becher umfaßt insgesamt den Zeitraum der Jahre 1957 bis 2004. Die recherchierten Daten werten die von den Künstlern verfaßten Arbeitsaufzeichnungen aus, wobei der bis heute publizierte Bildbestand berücksichtigt wird. Die Grundlage bilden die bislang erschienenen monographischen Publikationen, einschließlich früher Veröffentlichungen in Zeitschriften und Werkmagazinen, an denen Bernd und Hilla Becher selbst mitgewirkt haben, sowie wichtige Kataloge von Einzel- und Gruppenausstellungen. Jedes Jahr ist tabellarisch erfaßt, im einzelnen sind sowohl die jeweiligen Arbeitsorte als auch die in diesem Zusammenhang entstandenen Aufnahmen benannt. Diese wurden, soweit möglich, nach den von Bernd und Hilla Becher aufgestellten Kriterien der Werkgruppen und Objekt-Familien sowie den Methoden der photographischen Darstellung differenziert, unter Einbeziehung der publizierten Daten zur Baugeschichte der Objekte. Die Bezeichnung der Objekte geht jeweils auf die von Bernd und Hilla Becher erstellten Funktionsbeschreibungen der einzelnen Werkgruppen zurück. Darüber hinaus ist ein detailliertes Verzeichnis der Einzel- und Gruppenausstellungen Bestandteil der Chronologie.
Die hier veröffentlichten Daten beziehen sich zunächst auf das erste Arbeitsjahrzehnt von 1957 bis 1967.
Anfragen zum Werk von Bernd und Hilla Becher richten Sie bitte an die Photographische Sammlung / Sk Stiftung Kultur in Köln
»Klar waren wir Freaks«
Die Fotografen Bernd und Hilla Becher haben als weltbekanntes Künstlerehepaar fast 50 Jahre lang zusammen gelebt und gearbeitet. Jetzt, ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes, spricht Hilla Becher zum ersten Mal über ihr Leben. Und darüber, wie es weitergehen soll von Tobias Haberl und Dominik Wichmann (Interview)
Ein Interview mit Hilla Becher, erschienen im Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 16.05.2008
Widerstand gegen alles Gefällige: Bernd Becher
Das große Staunen: Gerhard Matzig in: Süddeutsche Zeitung online zum Tod des Fotokünstlers Bernd Becher (25.06.2007)
_____________________
*Im Herbst 2006 erschien die ebenfalls vergriffene, englischsprachige Ausgabe unter dem Titel „Bernd and Hilla Becher – Life and Work“ bei MIT Press